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KI und Frauen – Zwischen Vorurteilen und Algorithmen

Aktualisiert: 26. März

Künstliche Intelligenz (KI) ist längst nicht mehr Science-Fiction. Sie kuratiert unseren Musikgeschmack, schlägt Bücher vor und beeinflusst sogar, ob wir den perfekten Job bekommen. Doch was passiert, wenn KI auf tief verwurzelte Geschlechterstereotype trifft? Und wie können Frauen in der KI-Branche nicht nur mitspielen, sondern das Spiel neu gestalten?


Von wegen neutral – Wie voreingenommen sind Algorithmen?

„KI ist objektiv", heißt es oft. Doch dieser Satz hält einer genaueren Betrachtung nicht stand. Ein prominentes Beispiel ist Amazons Bewerbungsalgorithmus aus den 2010er Jahren. Dieser bevorzugte männliche Bewerber, da er auf historischen Daten trainiert wurde, in denen Männer in technischen Berufen überrepräsentiert waren. Die Folge: Frauen wurden systematisch benachteiligt, bevor sie überhaupt die Chance hatten, sich zu beweisen.

Ein weiteres Beispiel ist Apples Kreditkarten-Algorithmus, der Frauen bei gleichen finanziellen Voraussetzungen schlechter bewertete als Männer. Diese Fälle zeigen, dass Algorithmen nicht neutral sind – sie übernehmen und verstärken bestehende gesellschaftliche Vorurteile.


KI als Spiegel der Gesellschaft – Oder als Verstärker?

KI reflektiert die Daten, mit denen sie trainiert wird. Wenn diese Daten Stereotype enthalten, reproduziert die KI diese unkritisch. So generieren Bilderkennungsprogramme bei dem Begriff „CEO" fast ausschließlich Bilder von weißen Männern im Anzug, während bei „Pflegende Person im Krankenhaus" überwiegend Frauen dargestellt werden.

Noch gravierender: Gesichtserkennungssysteme haben bei der Identifikation dunkler Hauttöne eine signifikant höhere Fehlerquote – insbesondere bei Frauen. Diese Beispiele verdeutlichen, dass KI nicht nur bestehende Ungleichheiten widerspiegelt, sondern sie auch verstärken kann.


Wer programmiert die Zukunft?

Die Diversität in den Entwicklerteams spielt eine entscheidende Rolle. Studien zeigen, dass diverse Teams bessere Entscheidungen treffen und weniger anfällig für Bias sind. Doch nur etwa 22–30% der Fachkräfte im Bereich KI weltweit sind Frauen. In Deutschland liegt der Anteil weiblich geführter KI-Start-ups sogar nur bei rund 12%.

Initiativen wie „Women in AI" oder „AI for Her" setzen sich dafür ein, mehr Frauen in die Branche zu bringen – nicht nur als Nutzerinnen, sondern als aktive Gestalterinnen.


Feministische Programmierung in der KI

Es gibt bereits vielversprechende Ansätze für feministische Programmierung in der KI:


  1. Fei-Fei Li's ImageNet: Li's Arbeit hat die Bilderkennung revolutioniert und zu Verbesserungen im Gesundheitswesen geführt. Als Mitbegründerin von AI4ALL setzt sie sich für mehr Diversität in der KI-Entwicklung ein.

  2. Feminist AI Academy: Eva Gengler bietet Workshops für Unternehmen an, um einen ethischeren und inklusiveren Umgang mit KI zu fördern. Dabei werden Themen wie verantwortungsvolle KI-Entwicklung, faires KI-Prompting und die Entwicklung feministischer KI-Features behandelt.

  3. Feminist Internet: Charlotte Webb und Josie Young überführen mit diesem Projekt akademische Debatten zu Geschlecht und KI in die Praxis. Sie entwickeln Konzepte und Tools, die KI-Systeme inklusiver und gerechter machen sollen.

  4. MiauMiau: Dieser Prototyp einer feministischen Sprachassistenz nutzt spekulatives Design, um Stereotypen in KI-Systemen zu hinterfragen und alternative Ansätze aufzuzeigen. MiauMiau demonstriert, wie KI-Assistenten gestaltet sein könnten, wenn sie nicht auf traditionellen Geschlechterrollen basieren.

  5. Gender Shades: Die Forschungsarbeit von Joy Buolamwini und Timnit Gebru hat Diskriminierungen in KI-Systemen aufgedeckt und eine Debatte über fairere Algorithmen angestoßen. Ihre Studie zeigte, dass gängige Gesichtserkennungssysteme bei dunkelhäutigen Frauen am schlechtesten funktionieren – ein Weckruf für die gesamte Branche.


Fazit: KI braucht feministische Programmierung


Künstliche Intelligenz ist so klug und fair wie die Daten und Menschen hinter ihr. Um Diskriminierung zu vermeiden, müssen wir:


  • Mehr Diversität in Entwicklerteams fördern.

  • Datenquellen kritisch prüfen und bereinigen.

  • Algorithmen regelmäßig auf Fairness testen.


Die Zukunft der KI sollte nicht von alten Vorurteilen geprägt sein, sondern von einer vielfältigen Gesellschaft gestaltet werden. Frauen spielen dabei eine Schlüsselrolle – als Innovatorinnen und Wegbereiterinnen für eine gerechtere Technologie.

Diverse weibliche Silhouetten
Diverse weibliche Silhouetten

Über die Autorin

Evelyn Bleß verfügt über langjährige Erfahrung im Digital- und Performance-Marketing, insbesondere in der Tourismusbranche. Sie hat in ihrer Laufbahn vielfältige strategische und leitende Aufgaben übernommen – immer mit einem Blick dafür, wie sich digitale Technologien sinnvoll und wirksam einsetzen lassen. Aktuell beschäftigt sie sich vor allem mit der Frage, wie Künstliche Intelligenz diskriminierungsfrei, transparent und geschlechtergerecht gestaltet werden kann.

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